Geschichte der Gemeinde Schleinikon
Entstehung und Namen
Die frühesten Bewohner und Bewohnerinnen dieser Gegend lebten vor etwa 4000 Jahren am Südhang der Egg. Das war am Ende der Steinzeit. Sie waren sesshafte Bauersleute und wohnten in Holzhäusern, die am Rande des dazumal noch versumpften Tales standen.
Viele ihrer Werkzeuge verfertigten sie aus Feuersteinen, die ihnen beim Anschlagen auch das Feuer spendeten. Sie zerschmetterten die an der Lägern gesammelten Gesteinsbrocken und verwendeten die scharfen Splitter als Messer, Bohrer, Schaber oder Pfeilspitzen. Mit Bast und Pech, das sie aus Baumharz zubereiteten, befestigten sie einzelne Bruchstücke auf Hölzchen, wobei sich Sägen oder bei gebogenen Unterlagen sogar Sicheln ergaben. Besonders harte Steine verarbeiteten sie zu Beilen, mit denen sie bereits kleinere Bäume fällen konnten. Allerlei Gegenstände machten jene Leute auch aus Horn oder Knochen, zum Beispiel Hacken, Dolche und Nadeln; aus Holz entstanden Keulen, Werkzeugstiele und Rätschen zur Flachsbearbeitung. Auch die Töpferei war bei den sogenannten Steinzeitmenschen bereits bekannt.
Noch heute befinden sich ihre Grabhügel auf der ganzen Egg verteilt – die sogenannten "Heidenbückli".
Auch die Römer haben im Wehntal und damit in Schleinikon ihre Spuren hinterlassen – ein umfangreicher Gutshof stand hier, welcher etwa bis zum Jahre 300 nach Chr. in Betrieb war.
Als die Alemannen um das Jahr 450 die nördlichen Teile unseres Landes eroberten, kamen zwei Sippschaftsführer, die wohl als Slyno und Tacho bezeichnet wurden, ins Wehntal. Weil die Sonnenseite an der Egg offenbar schon besetzt war, liessen sie sich am Nordhang der Lägern nieder.
Dort erstellte der erstere mit Hilfe seiner Verwandten ein paar Höfe, die man Slynic-hova nannte. Daraus entstand mit der Zeit der Ortsname Schlinikofen und durch Abschleifung die heutige Bezeichnung – Schleinikon.
Das später dem Sumpfgebiet abgewonnene Wiesland hiess von jeher Wasen.
Obwohl Dachslern in seinem Wappen einen Dachs führt, hängt dieser Dorfname nicht mit dem Tier zusammen. Der Name ist vom anderen Dorfgründer Tacho abzuleiten, dessen Einzelhof ursprünglich Dassarun und später Tachsneren hiess.
Es ist schwierig zu benennen, wann die Gemeinde als solche entstanden ist. Die Bezeichnung des Dorfes Dachslern taucht in den Urkunden viel früher auf als diejenige von Schleinikon. Bereits im Jahr 850 werden die beiden ersten urkundlich nachgewiesen Dorfbewohner aufgeführt – Othere und Wito de Dasserun.
Die erste urkundliche Erwähnung von Schleinikon (früher: Schlinikofen) findet sich in einem Pergamentbrief aus dem Jahre 1113.
Der Pergamentbrief vom 27. Dezember 1113 stammt von einer Schenkung an die Benediktinerpropstei Wislikon, der zweite von 1150 ist einem Zinsverzeichnis des Grossmünsterstifts Zürich entnommen.
Auch ist nicht abschliessend klar, wann sich die Dörfer zusammengeschlossen haben. Sehr wahrscheinlich erfolgte die Vereinigung erst nach 1409, denn in jenem Jahr war das Wehntal von der österreichischen unter die zürcherische Herrschaft gelangt, was verschiedene Neuerungen zur Folge hatte. Unter anderem wohl auch der aus Zürich angeregte Zusammenschluss.
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Schleinikon zeigt in blau ein blühender silberner Fieberklee-Stengel. Diese Pflanze kam einst unter den Dialektnamen ‘Biberchlee’, ‘Wasserglesli’ und ‘Seenäägeli’ im früher stark versumpften Tal massenhaft vor und trägt eine der schönsten Blüten.
Zythüsli
Früher stand bereits ein Zeithäuschen in Dachsleren. Es war nach der Überlieferung von einer städtischen Wohltäterin gestiftet worden. Obwohl es früher als Kapelle bezeichnet wurde, wurden darin nie Gottesdienste abgehalten.
Das Zythüsli stammt seiner Bauart nach aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und 1743 wurde in einem Grundprotokoll bereits ein Heinrich Notz in Schleinikon als Turmsigrist erwähnt.
Es diente dazu, den Dorfbewohnern, die ja noch keine Uhren bei sich trugen, die genaue Zeit anzugeben.
Der Gemeinderat stellte im Jahr 1956 das Zythüsli als Wahrzeichen von Schleinikon unter Schutz und liess es 1967 renovieren. Ein detailgetreues 1:10 Modell ist seit 2019 im Verwaltungsgebäude zu bestaunen.
Schule
Bereits im Jahre 1780 entstand in Schleinikon eine sogenannte "Freischule" – in der die Eltern von der Abgabe eines Schullohnes befreit waren, da dieses von der Gemeinde bezahlt wurde. Anno 1799 gingen im Sommer 44 Kinder in die Schule und im Winter 75. Im Jahre 1824 wurde beschlossen, dass ein Schulhaus gebaut werden musste.
Dieser ‘Tempel der Jugend sei zwischen beiden Dörfern aufzustellen’ – seither ist das Schulhaus das Bindeglied zwischen den beiden Ortsteilen Schleinikon und Dachslern. 1919 liess die Gemeinde als eine der ersten ein schönes Lehrerhaus erbauen – 1949 wurde das erweiterte Schulhaus eingeweiht und 1971 konnte der Kindergarten eröffnet werden.
Das Schulhaus wurde seither stetig erweitert und zum letzten Mal im Sommer 2020 totalrenoviert und mit dem nun integrierten Kindergarten neueröffnet.
Eine grosse Rolle in der neueren (Schul-) Geschichte der Gemeinde Schleinikon spielte die langjährige Lehrerin Frau Dorli Meili-Lehner. Sie prägte die Schule Schleinikon wie keine andere – unter anderem ist es ihrem Engagement zu verdanken, dass der Kindergarten damals eröffnet wurde.
Seit dem Jahr 2010 sind die Schulgemeinden im Wehntal fusioniert und bilden gemeinsam die ‘Schule Wehntal’. Vieles hat sich also verändert – geblieben ist das bewährte Mehrklassensystem, welches ein alterdurchmischtes Lernen fördert. Nach der 6. Klasse gehen die Schülerinnen und Schüler in die Oberstufe in Niederweningen oder sie besuchen das Gymnasium in Bülach.
Kirche
Bis ins 13. Jahrhundert besuchten alle EinwohnerInnen der Gemeinde die alte Wehntaler Mutterkirche in Niederweningen. Als dann in Schöfflisdorf eine Kirche erbaut wurde, gingen die Schliniker und Schlinikerinnen dorthin zum Gottesdienst, während die Bewohnerschaft von Dachsleren und des westlichen Teils vom Wasen kirchlich weiterhin Niederweningen zugeteilt waren.
Dies blieb so bis zur Zusammenlegung der reformierten Kirchgemeinden im Jahr 2016. Inzwischen gehört das ganze Wehntal zur evangelisch-reformierten Kirchegemeinde Wehntal.
Wie bereits erwähnt wurde das Zythüsli nie als Kapelle oder Gotteshaus benutzt – die EinwohnerInnen unserer Gemeinde besuchen seit jeher die Kirchen der Nachbargemeinden.
Lägernweide
Die Lägernweide gab es bereits im Mittelalter. Sie gehörte den Edelleuten auf der Lägern und befand sich am Waldrand unterhalb ihrer Burg. Die neuere Geschichte der Alp beginnt 1893, als die Alpgenossenschaft Lägernweid (damals unter dem Namen ‘Aktiengesellschaft für Fleckviehweiden an der Lägern’) gegründet wurde.
Die Alp liegt auf einer Höhe von 759 m.ü.M. und ist die einzige Alp im Zürcher Unterland sowie eine der am niedrigsten gelegenen Alpweiden des Landes.
Gemeindehaus
Im Jahr 1994 konnte das schöne und grosse Gemeindehaus an der Dorfstrasse 16 eingeweiht werden. Seither ist der grosszügige Gemeindesaal Veranstaltungsort für Kultur, Vereinsleben und Politik.
Auf dem schönen Dorfplatz befindet sich der aussergewöhnliche Dorfbrunnen mit einer Eisenplastik des Künstlers Sivlio Mattioli, der 1969 bis zu seinem Tod 2011 in Schleinikon lebte und arbeitete.
Bevölkerung und Entwicklung
Obwohl Schleinikon mit 856 EinwohnerInnen zu den kleineren Gemeinden im Kanton Zürich gehört, ist die Bevölkerungszahl im Laufe der letzten Jahre massiv angestiegen.
Innerhalb von rund 10 Jahren stieg die Bevölkerung von 717 auf 856 Personen an.
Die grösste Steigerung fand im Jahr 2020 statt – mit einem Zuwachs von 13% war Schleinikon prozentual gesehen die am meisten gewachsene Gemeinde des Kantons Zürich.
Bevölkerungsbestand per 31. Dezember 2020
Quellen:
- Ortsgeschichte der Gemeinde Schleinikon, Heinrich Hedinger, 1974
- Statistisches Amt Kanton Zürich
- Gemeindearchiv